2026 kommt der Azubi-Engpass in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein

2026 fällt in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ein kompletter Abiturjahrgang weg. Durch die Rückkehr zu G9 bleiben die Schüler:innen ein Jahr länger in der Schule und stehen dem Ausbildungsmarkt nicht zur Verfügung. Die Konsequenzen für Unternehmen sind absehbar: Weniger Bewerber:innen, ein intensiverer Wettbewerb um Nachwuchskräfte und eine höhere Wahrscheinlichkeit unbesetzter Ausbildungsplätze.
Wer sich jetzt nicht mit Employer Branding und gezieltem Ausbildungsmarketing beschäftigt, wird diesen Mangel spätestens dann zu spüren bekommen. Aber es gibt Lösungen.
Warum ist das ein Problem?
Der Engpass trifft nicht nur einzelne Branchen, sondern alle Unternehmen, die auf Nachwuchskräfte angewiesen sind. Die Ausbildungszahlen sind bereits in den letzten Jahren rückläufig. Die Generation Z wägt sehr genau ab, welche Karrierewege für sie attraktiv sind, und die Konkurrenz um talentierte Schulabgänger:innen wird härter.
- Durch den Wegfall eines Abiturjahrgangs gibt es 2026 weniger Schulabgänger:innen, die dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehen. Das betrifft nicht nur Abiturient:innen, sondern auch diejenigen, die nach der 10. Klasse in eine Ausbildung wechseln könnten.
- Unternehmen müssen sich auf eine deutliche Verschiebung in der Bewerber:innenstruktur einstellen. Der Fokus muss über klassische Schulabgänger:innen hinausgehen, hin zu neuen Zielgruppen wie Studienabbrecher:innen und Quereinsteiger:innen.
- Auch handwerkliche und kaufmännische Berufe werden betroffen sein. Wenn sich beispielsweise jemand mit einem guten mittleren Schulabschluss für eine Ausbildung bewirbt, die er sonst nicht bekommen hätte, verschärft das den Wettbewerb auch in Bereichen, die bisher weniger betroffen waren.
- Klassisches Schulmarketing allein wird nicht mehr ausreichen, um genügend Nachwuchs zu gewinnen. Die Generation Z ist digital unterwegs und erwartet innovative Recruiting-Methoden sowie transparente Einblicke in potenzielle Arbeitgeber.
Auswirkungen und Erfahrungen aus anderen Bundesländern
Die Umstellung von G8 auf G9 hat in verschiedenen Bundesländern bereits stattgefunden und führte zu spürbaren Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt.
Niedersachsen hat bereits 2019 den Wechsel zurück zu G9 vollzogen. Die Auswirkungen wurden dort 2020 sichtbar: So meldete Niedersachsen den Ausfall von etwa 22.000 Abiturient:innen auf dem Ausbildungsmarkt, was erhebliche Konsequenzen für Arbeitgeber hatte*. Unternehmen mussten kurzfristig reagieren, um ihre Nachwuchssicherung sicherzustellen – eine Situation, die in NRW und Schleswig-Holstein bevorsteht – und dass bei einem steigenden Bedarf durch Wegfall der geburtenstarken Babyboomer.
Erste Prognosen zeichnen kein rosiges Bild
Ein Beispiel: Die Stadt Hamm in Nordrhein-Westfalen rechnet mit einem prognostizierten Rückgang von etwa 350 Abiturient:innen im Jahr 2026. In der gesamten IHK-Region, zu der auch Dortmund und der Kreis Unna gehören, werden insgesamt rund 2.650 weniger Schulabgänger:innen erwartet. Laut IHK Dortmund könnte dies zu einem Defizit von bis zu 700 potenziellen Bewerber:innen für Ausbildungsplätze führen.
Diese Erfahrungen zeigen: Der Ausbildungsmarkt wird 2026 in NRW und SH massiv unter Druck geraten. Unternehmen, die jetzt vorausschauend handeln, haben die besten Chancen, den Engpass zu überstehen.
Was Unternehmen jetzt tun können
Wer 2026 nicht vor unbesetzten Ausbildungsstellen stehen will, sollte jetzt aktiv werden und seine Strategie anpassen.
1. Employer Branding stärken
Eine generische „Wir bilden aus“-Botschaft wird in zwei Jahren nicht mehr ausreichen. Unternehmen müssen klar kommunizieren, warum eine Ausbildung bei ihnen besonders attraktiv ist – und wofür das Unternehmen als Arbeitgeber steht. Dabei geht es nicht nur um Gehalt und Benefits, sondern um Unternehmenskultur, Entwicklungsperspektiven und die Identifikation mit der Marke.
Wichtig ist:
- Eine authentische Arbeitgebermarke mit klaren Alleinstellungsmerkmalen
- Mitarbeiter:innen und Auszubildende als Markenbotschafter:innen sichtbar machen
- Klarheit über die eigene Positionierung und Zielgruppenansprache
2. Neue Zielgruppen ansprechen
Der klassische Schulabgänger:innen-Markt wird schrumpfen, also müssen Unternehmen neue Wege gehen.
- Studienabbrecher:innen sind eine wertvolle Zielgruppe, die oft eine hohe Motivation für praxisnahe Berufe mitbringt.
- Quereinsteiger:innen oder Wechselwillige können durch angepasste Ausbildungs- und Umschulungsprogramme gewonnen werden.
- Eltern und Lehrer:innen als Multiplikatoren sollten stärker in die Ansprache einbezogen werden, da sie nach wie vor eine entscheidende Rolle bei der Berufswahl spielen.
3. Recruiting-Prozesse anpassen
Viele Unternehmen sind noch in alten Strukturen verhaftet, wenn es um die Gewinnung von Auszubildenden geht. Ein Überdenken der Prozesse ist unerlässlich.
- Bewerbungsprozesse müssen nicht nur mobil- und nutzerfreundlich gestaltet werden – sondern auf Augenhöhe zur avisierten Zielgruppe.
- Social Recruiting gewinnt weiter an Bedeutung. Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube bieten die Möglichkeit, die junge Zielgruppe authentisch anzusprechen.
- Frühe Bindung ist entscheidend: Praktika, Schnuppertage oder Kooperationen mit Schulen helfen, frühzeitig Kontakte aufzubauen.
Wie wir unterstützen können
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um aktiv zu werden und sich auf die kommenden Veränderungen vorzubereiten. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass dein Unternehmen auch in Zukunft die besten Talente gewinnt. Unsere Leistungen helfen dabei:
- Employer Branding: Wir helfen dir, deine authentische und ansprechende Arbeitgebermarke zu entwickeln, die junge Talente anspricht.
- Zielgruppenanalyse: Gemeinsam identifizieren wir neue Zielgruppen, wie Studienabbrecher:innen oder Quereinsteiger:innen, und entwickeln so maßgeschneiderte Strategien zu deren Ansprache.
- Optimierung des Rekrutierungsprozesses: Wir analysieren und verbessern deine Bewerbungsprozesse, um sie effizienter und attraktiver für potenzielle Auszubildende zu gestalten.
- Entwicklung und Schaltung von multimedialen Kampagnen: Von Plakaten über Printmedien bis hin zu digitalen Formaten erstellen und schalten wir die richtigen Kommunikationsmittel, um deine Botschaften effektiv zu verbreiten.
Fazit:
Der Wegfall eines kompletten Abiturjahrgangs wird die Ausbildungslandschaft in NRW und Schleswig-Holstein radikal verändern. Aber: Unternehmen, die jetzt proaktiv ihre Arbeitgeberstrategie anpassen, werden 2026 einen entscheidenden Vorteil haben.
Und: Wer frühzeitig klare Maßnahmen ergreift, wird auch in einem härteren Wettbewerb um Nachwuchskräfte erfolgreich bleiben.
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Quellen:
* STATISTISCHE VERÖFFENTLICHUNGEN DER KULTUSMINISTERKONFERENZ, NR. 225 – November 2020
** IHK Dortmund, zitiert in https://www.lippewelle.de/artikel/weniger-abiturienten-in-hamm-folgen-fuer-betriebe-2226269.html