Auf dem blauen Sofa: Dr. Julia Freudenberg

Anke und Celine sprachen mit Dr. Julia Freudenberg, der Geschäftsführerin des Social Start-Ups Hacker School, auf dem blauen Sofa über die Zukunft der IT und darüber, wie wichtig es für Kinder ist, Programmieren zu lernen und wie Unternehmen und ITler:innen daran teilhaben und auch davon profitieren können.
Eines müssen wir direkt vorwegnehmen: Julia ist eine absolute Energiefrau, die sich mit voller Power für das Thema einsetzt. Anke und Helge kennen Julia schon seit 2006 aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Unilever und sind immer wieder aufs Neue von ihrer Energie und ihrem Engagement für die Mission der Hacker School beeindruckt. Sie schauen auf eine spannende gemeinsame Zusammenarbeit für die Hacker School zurück, unter anderem bei der Teilnahme an Wettbewerben und beim Bewerben um Fördergelder. Als Brandforce unterstützen wir die Hacker School und ihre Mission nun schon im vierten Jahr finanziell.
BF: Wie bist du zur Hacker School gekommen?
ITler:innen werden ja eigentlich nie erwachsen, sie spielen dann einfach nur anders. Und viele lernen ihre Begeisterung für IT nur zufällig kennen. Mir geht es darum, Kinder darin zu unterstützen, diese Begeisterung frühzeitig zu erleben. Und unsere Erfahrung zeigt bis heute: ITler:innen haben wahnsinnig viel Spaß daran, diese Begeisterung für ihr Fach weiterzugeben.
Julia: Ich liebe es, Menschen Zukunft zu zeigen. Wir sind in einer Welt, die sich zunehmend digitalisiert, und diese Entwicklung wird auch nicht wieder zurück gehen. Ich möchte Menschen bei ihrer Zukunftsentwicklung unterstützen, ihnen einen kleinen Schubs raus aus der Komfortzone geben. Mein Ansatz ist: Don't give them fish, but show them how to get the fish out.
BF: Ab welcher Klasse fangt ihr an, mit den Kindern zu arbeiten, und wie genau begeistert ihr Schüler:innen für die IT und das Programmieren?
Julia: Wir machen Kurse mit Kindern ab der weiterführenden Schule. Dabei lernen wir natürlich auch selbst noch jeden Tag dazu. Unter anderem haben wir Microbits gekauft und einen Roboterhund. Dadurch können die Kinder direkt sehen, was sie tun – sie bringen zum Beispiel den Hund zum Bellen.
BF: Wenn wir uns die aktuellen Entwicklungen rund um KI anschauen, wird die Fähigkeit zu Programmieren dann in Zukunft noch gebraucht?
Wir wissen, dass 65 % der heutigen Grundschulkinder in Jobs arbeiten werden, die wir heute noch nicht kennen. Also müssen wir Kinder ermutigen, selbst zu denken, Dinge neu zu kombinieren. Wir müssen ihnen zeigen, dass sie etwas Neues schaffen können.
Kinder machen in unseren Kursen beim Programmieren schon früh die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Sie merken, dass sie es in der Hand haben, dass sie etwas erschaffen, sie lernen ihre Wirkung kennen, und damit legen wir einen wichtigen Grundstein für ihre (berufliche) Zukunft.
BF: Wie profitieren Unternehmen von Eurer Arbeit?
Julia: Unternehmen profitieren auf vielfache Weise. Zum einen müssen sie im Hinblick auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) grundsätzlich etwas tun. Diese Richtlinie zielt darauf ab, Veränderungen im Geschäftsverhalten bei Nachhaltigkeitsthemen und Menschenrechten anzustoßen. Darüber hinaus wissen wir in Zeiten des aktuellen Arbeitsmarkts und des Fachkräftemangels, dass Unternehmen ihren Mitarbeitenden etwas bieten müssen. Um auf dem Arbeitsmarkt attraktiv zu sein, muss man mehr tun, als nur wirtschaftlich erfolgreich zu sein, man muss den Mitarbeitenden einen wirklichen Purpose geben. Code per se hat keinen Purpose. Das sind Zeichen und Arbeitsanweisungen für Maschinen. Aber der Wunsch, etwas zu verändern und auch anderen den Weg leichter zu machen, ist sehr groß.
Und auch wichtig zu bedenken ist: Wir haben einen Fachkräftemangel – insbesondere im IT-Bereich. Und hier sehen wir doch eines ganz klar: Wir fischen alle in einem Teich. Wir müssen diesen Teich größer machen. Ansonsten ist es ein reiner Verdrängungswettbewerb. So profitieren wir alle davon, mehr Kinder für die IT zu begeistern.
BF: Und wie kann man sich das vorstellen? Wie werden die Kurse organisiert und wie laufen sie ab?
Julia: Zum einen gibt es Wochenendkurse, bei denen ITler:innen in ihrer Freizeit mit den Kindern arbeiten können. Und es gibt Schulkurse. Wir bereiten die Schulen vor, damit die technischen Voraussetzungen erfüllt sind und die Lehrkräfte wissen, was wann passiert.
Die ITler:innen wiederum werden von uns im Umgang mit den Kindern geschult, denn Kinder können sich z.B. nicht ständig konzentrieren oder gehen anders mit Unmut und Frust um. Und auch hier haben wir wieder die Benefits für die Unternehmensseite: Was ITler:innen in diesen Kursen lernen, brauchen wir für jede Meetingkultur. In den Kursen sind auch sog.Team-Inspirer, das sind Student:innen der IT, als Unterstützung dabei. Sie teilen z.B. die Gruppen ein (je sechs Kinder auf eine ITler:in) oder sind ansprechbar, wenn es Herausforderungen gibt.
Wir bekommen viele positive Rückmeldungen von den Unternehmen und hören, dass das wirklich wahnsinnig gut ankommt und die ITler:innen 10 cm über dem Boden schweben, wenn sie von einem solchen Kurs zurückkommen.
BF: Wenn du am Arbeitsmarkt, so wie er jetzt ist, etwas verändern könntest – was wäre das?
Vielen Dank, liebe Julia, für diese tiefen Einblicke in die Arbeit der Hacker School. Wir wünschen euch weiterhin Erfolg bei der spannenden Aufgabe und dem Erreichen eurer Ziele.
Ihr möchtet die Hacker School finanziell unterstützen? Das könnt ihr hier tun: Spenden an die Hacker School
Wenn ihr als Unternehmen oder begeisterte ITler:in mit der Hacker School kooperieren möchtet, findet ihr hier alle Infos.