Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Immer neue Technologien kommen hinzu, die Digitalisierung verändert Arbeitsabläufe und Prozesse, Unternehmen sind in der Transformation und nicht zuletzt hat der Fachkräftemangel große Auswirkungen auf unsere Art und Weise zu arbeiten. Immer mehr Know-How wird benötigt und das kann bei Weitem nicht mehr alles durch externe Fachkräfte abgedeckt werden. Unternehmen müssen umdenken und neue Wege für den Wissenstransfer beschreiten. Das Wissen muss von innen heraus entwickelt werden, wenn Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben wollen.
Und wie soll das nun ganz konkret funktionieren?
REVERSE MENTORING ist die Antwort.
Das Potenzial der Organisation voll zu nutzen, bedeutet eben auch den Wissenstransfer einmal neu bzw. weiter zu denken. “Normalerweise” funktioniert dieser nach dem Prinzip von “alt” zu “jung”. Dreht man dieses Prinzip um, ergeben sich spannende neue Möglichkeiten: Jüngere Mitarbeitende coachen die ältere Generation.
So einfach?
Eigentlich schon. Wenn man im Vorfeld ein paar wichtige Aspekte bedenkt und die richtigen Rahmenbedingungen schafft:
Vorab sollten die Herausforderungen und aktuellen Themen Eures Unternehmens identifiziert und klare Fragestellungen formuliert werden, welche im Rahmen des Reverse Mentorings bearbeitet werden sollen. Im nächsten Schritt werden dann passende Tandems ausgewählt. Durch zum Beispiel Feedbackgespräche wird ermittelt, welche:r Mitarbeiter:in Probleme bei den identifizierten Themen hat und welche:r Mitarbeiter:in hier gut unterstützen könnte. Mögliche Themen sind zum Beispiel der richtige Umgang mit Social Media oder neuen digitalen Systemen.
Eine mögliche Herausforderung beim Reverse Mentoring könnte sein, dass sich jüngere Mitarbeitende die Rolle des Coaches nicht zutrauen oder aber die älteren Mitarbeitenden sich ihrer vermeintlichen Wissenslücke nicht bewusst sind oder diese nicht zugeben möchten. Deshalb ist es wichtig, die sich aus dem Reverse Mentoring ergebenden Vorteile für beide Seiten klar zu kommunizieren. Genauso muss das Ziel des Reverse Mentorings von Beginn an herausgearbeitet werden, denn beide Seiten gehen mit mehr Wissen aus dem Austausch heraus. Und beide Seiten werden dadurch wertgeschätzt. Die jüngeren Mitarbeitenden erfahren Wertschätzung dadurch, dass ihr Wissen anerkannt und genutzt wird. Die ältere Generation wird insofern wertgeschätzt, als dass sie so weiterhin aktiv auch an neuartigen Themen teilhaben und sich einbringen können.
Diese neue Form des Zusammenarbeitens setzt das klassische Hierarchiedenken teilweise außer Kraft. Deshalb bieten sich Einführungs- oder Kennenlernveranstaltungen an, um eine (informelle) Ebene zu schaffen, auf der die beiden Tandempartner:innen sich wohl fühlen. Um die Vorteile des Reverse Mentoring wirklich nutzen zu können, braucht es gegenseitige Wertschätzung und Offenheit.
Darüber hinaus ist es wichtig während des Mentorings regelmäßig Gesprächs- und Austauschrunden zu veranstalten, die Coaches untereinander zu vernetzen und den aktiven Austausch zu ihren neuen Rollen und den dazugehörigen Herausforderungen zu fördern.
Die Praxis sieht sehr vielversprechend aus: Große Unternehmen wie die Telekom oder auch IBM nutzen die vielen Vorteile des Reverse Mentoring bereits.
Dadurch werden Wissenslücken geschlossen und insbesondere der Kolleg:innenzusammenhalt gestärkt.
Nicht zu vergessen ist eine an das Mentoring anschließende Abschlussveranstaltung. Diese dient der Reflektion und der Ergebnissicherung.
Eines steht fest: Unternehmen müssen neue Wege gehen und zu lernenden Organisationen werden. Reverse Mentoring kann da ein sehr guter erster Schritt auf diesem Weg sein. Jedoch nicht ohne eine aktive Begleitung, denn beide Tandempartner:innen werden während des Mentoringprozesses auf unterschiedliche Herausforderungen stoßen und benötigen bei der Bewältigung dieser Unterstützung.
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